Hallo zusammen,

heute möchte ich mal wieder ein neues Thema eröffnen. Mich reizen ja schon immer vor allem die bei uns weniger bekannten und getesteten Palmengattungen. Die Gattung Arenga mit ihren wunderschönen, gefiederten und tropisch aussehenden Arten gehört da definitiv dazu. Weder in diesem noch in irgendeinem anderem Forum und auch in keiner der großen Facebook Gruppen im deutschsprachigen Raum konnte ich einen dokumentierten Auspflanzversuch mit Palmen dieser Gattung finden. Dabei könnten diese durchaus Potenzial für unsere Gärten haben. So werden beispielsweise der aus den Gebirgsregionen Taiwans stammenden Arenga engleri in der Literatur eine Frosthärte von etwa -6 nachgesagt. Die von den Ryukyu Inseln stammende Arenga ryukyuensis soll sogar noch etwas frosthärter sein aber dafür im Vergleich zur engleri kleiner bleiben. Auch interessant dürfte Arenga micrantha aus den Gebirgsregionen im östlichen Himalaya sein wo sie in Höhen bis 2150m wächst. Laut Literatur soll sie wahrscheinlich am meisten Frost vertragen, in den internationalen Foren sind die Berichte hierzu bisher jedoch nicht eindeutig. Im Jahrhundertwinter 2021 in Texas (natürlich ein völlig anderes Klima) gab es viele positive Überraschungen mit der Arenga engleri. Bei deutlich kälteren Temperaturen (teilweise bis – 15) kam diese zuverlässig über ihre Ausläufer zurück, wenn die Hauptstämme runtergefroren waren. Hier kommen wir nun zu einem nicht zu vernachlässigenden Vorteil der Gattung. Selbst wenn mal in einem Winter bei uns der Schutz versagen sollte, wäre bei einer engleri beispielsweise die Chancen für das Überleben durch die Ausläufer deutlich besser als bei einer einstämmigen Palme. Und da die Stämme nach der Blüte absterben, sind die Palmen dieser Gattung besonders stark am Ausläufer bilden. Generell haben wir für Mitteleuropa leider kaum Fiederpalmen die Ausläufer bilden (nur Phoenix und Chamaedorea) im starken Kontrast zu den großen Auswahl bei den Fächerpalmen. Auch deswegen könnte die Gattung Arenga eine wertvolle Ergänzung darstellen, zumal sie mit ihren tropischen Fiederblättern auch optisch stark punkten kann. Ich habe mir daher mal zwei Exemplare der engleri besorgt und werde diese erst mal größer topfen und dann möglicherweise bereits nächstes Jahr mit einem der beiden Exemplare einen Auspflanzversuch wagen, um hier erste Erfahrungen zu sammeln.


Hier noch zwei Fotos unter freier Lizenz aus dem Internet von der engleri zur Veranschaulichung. Was sind eure Meinungen zu der Gattuung? Hat jemand vielleicht doch in Mitteleuropa einen Auspflanzversuch gewagt?

LG Arn

Marc an der Algarve hat verschiedene Arengaarten ausgepflanzt. Soweit ich mich erinnere auch in inzwischen großen, blühenden Versionen.
Schade, dass er hier nicht mehr im Forum aktiv ist.

@Arn

Hallo Arne,
schöne Idee, die vielleicht in Deiner Heimat möglich ist. Erinnert mich an Chamaedorea - Auspflanzversuche hier im Forum.

Leider ist das bei mir im Harzer Vorland anders. Cordy und Cycas muss ich schon ordentlich schützen. Der Schutzaufwand für solche Palmen, die zwar einen leichten Frost wegstecken, aber keine längeren und tieferen Temperaturen vertragen, kann ich hier nicht angehen. Der LK Harsum liegt (leider) nicht am Oberhein oder in der Algarve

Als Kübelpalme, die lange draußen stehen kann und ggf. früh wieder ausgeräumt werden kann, käme vielleicht die eine oder andere Arenga-Art auch hier in Frage. So mache ich das mit meiner C. radicals und Brahea edulis und B. brandegei.

@georg63 Das Marc nicht mehr im Forum dabei ist ist wirklich schade. Habe seine Beiträge immer sehr geschätzt.

@Horst Harsum Ich muss dir zustimmen Horst, dass diese Palme sicherlich nicht einfach hier in Mitteleuropa zu halten sein wird. Es wird schon seinen Grund haben das man diese bisher bei uns noch nicht ausgepflanzt hat. Möglicherweise ist der Aufwand für die Kultivierung einfach zu groß. Es ist natürlich immer auch eine Frage, wo man beim Exotengärtnern seine Grenze beim Aufwand zieht. Der eine möchte gar keinen Winterschutz betreiben müssen, für den nächsten ist zum Beispiel ein passiv Schutz noch in Ordnung und der nächste schreckt auch nicht vor einem beheiztem Vollschutz zurück. Da gibt es unter den Exotengärtnern schon nicht kleine Unterschiede bei der Toleranz von Aufwand bei beim Schutz und dem Risiko von Verusten oder zumindest geschädigten Pflanzen. Zumal es ja auch noch selbst in Mitteleuropa klimatische Unterschiede gibt die nicht unwesentlich sind. In manchen Regionen braucht die Trachy im Normalfall keinen Schutz, in sehr milden sogar ne Chamaerops nicht, während vielleicht in den kältesten eine Trachy sogar jedes Jahr geschützt werden müsste. Auch das spielt als Faktor sicherlich mit rein, da es die Kultivierung mancher Exoten erheblich vereinfachen oder erschweren kann. Letztendlich muss da jeder seine eigen Linie finden, was er noch bereit ist zu versuchen und was nicht. Für mich zum Beispiel wäre eine Nikau Palme, die beim geringsten Frost bereits die Grätsche macht, oder die frosthärtesten Palmen aus Madagaskar, die nur mit beheiztem Gewächshaus mit Wurzelheizung hier über den Winter kommen könnten, eine Grenze, die ich nicht austesten möchte. Ich möchte keine Palme ein halbes Jahr lang in einen Vollschutz stecken. Zumindest einen gewissen Grad an Wintertoleranz erwarte ich dann auch von meinen Exoten im Garten.

Vermutlich wird die Frosthärte der engleri nicht an die einer kanarischen Phoenix Palme dran kommen. Ich mutmaße mal, dass die sich irgendwo im Bereich Parajubaea, Livistonia chinensis, Washingtonia und copernica alba bei uns einsortieren würde. Aber das müsste man natürlich erst noch durch entsprechende Freilandversuche ermitteln. Insofern befinden wir uns hier auf unerprobtem Terrain. Etwas Hoffnung macht mir die Tatsache, dass wir mit dem Tetrapanax bereits eine Pflanze aus dem Verbreitungsgebiet der engleri haben, die durchaus mit gewissem Erfolg hier bei uns kultiviert werden kann (interessanterweise auch hier ausläufertreibend).

LG Arn

@Arn

Hallo Arne,
seit langem beschäftigen mich ähnliche Gedanken.

Zwischen den „winterharten“ und den „Zimmerpalmen“ gibt es eine Reihe interessanter Arten, bei denen ich ein Potenzial für meinen Garten / Terrasse sehe, wie ich es unten schon beschrieb.
Diese Kandidaten können bis spät im Herbst draußen stehen und im zeitigen Frühjahr gleich wieder rausgestellt werden.
Deutlich mehr Erfahrungen im Forum zu sammeln wäre sicher hilfreich, da ich z.B. mit Syagrus romanzoffiana schon an eine Grenze stoße, weil diese Palme eine kühle Überwinterung (im Wurzelbereich) nicht wirklich schätzt. Bis die im Frühjahr beginnt Wedel zu schieben dauert es entsprechend lang. Im Grunde müsste ich im Pott ein Bodenheizkabel mit einbauen .
Bei anderen klappt die kühle Überwinterung im Kübel wiederum ganz gut (Chamaedorea seifrizii, Brahea edulis). Kaum im Herbst eingeräumt, stehen sie früh im Jahr wieder draußen. Für mich eine Alternative zum Auspflanzen bei einem eventuell zu hohem Schutzaufwand.
Vorletztes Frühjahr habe ich eine Washingtonia filifera ausgepflanzt. Was für eine Winterzicke! Nach dem Abbau des Schutzhäuschens (Holzlattenkonstruktion mit LuPo-Folie, mehrlagig unter -10°C, Thermostat mit 80 W Heizröhre ab 0°C) sind die meisten Wedel dahin und ich habe ein „Washingtonien-Skelett“ im Garten stehen. Das bringt keinen Spaß. Einziger Lichtblick: dieses Jahr treibt sie recht viele neue Wedel. Hoffentlich bessert sich das mit zunehmendem Alter der Palme. Noch mag ich sie nicht aufgeben - aber grenzfällig ist diese Nummer schon
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hier im LK Hildesheim mag ich nicht wirklich noch weniger frosttolerante Palmen auspflanzen. Der winterliche Schutzaufwand ist jetzt schon ziemlich groß…